Die Demokratie hat keine Feinde

Auf Dauer ist eine Demokratie darauf angewiesen, alle Menschen zu ihren Bürgern zu machen. Was in der Antike scheiterte, kann uns heute gelingen. Denn wer heute die Demokratie abzulehnen meint, kennt in Wahrheit ihre Vorzüge noch gar nicht

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Kein Feind der Demokratie? – Bild: Alisdare Hickson/Flickr (CC BY-SA 2.0)

„Die Demokratie hat keine Feinde“ – Das kann doch nicht wahr sein? Ist es nicht sogar gefährlich, so etwas zu behaupten? Weil dann unsere Wachsamkeit und Kampfbereitschaft nachlässt, jenen gegenüber, die alles andere im Sinn haben als Demokratie? So falsch der Satz unserer politischen Erfahrung nach erscheint, so zutreffend ist er in systematischer Hinsicht, so richtig ist er in der Demokratietheorie: Die Demokratie hat keine Feinde. D.h. sie kann gar keine Feinde haben.

Dieser Widerspruch zwischen „Erfahrung“ und „Theorie“ entspricht einem Zustand unsererseits: Unsere Annahme, die Demokratie hätte Feinde, unsere Annahme, Demokratie könnte überhaupt Feinde haben, basiert NICHT auf Erfahrung, sondern auf  theoretischen Annahmen. – Auch wenn diese theoretischen Annahmen eben auf vordemokratischen Erfahrungen fußen: Auf den Erfahrungen, die wir in einer noch nicht ganz so demokratischen Welt gemacht haben. Es handelt sich um eine unzulässige Verallgemeinerung von gemachten Erfahrungen: Weil etwas, das wir vorschnell bereit waren „Demokratie“ zu nennen, Feinde hatte, glauben wir, dass auch eine Weiterentwicklung zu einer vollständigeren Demokratie Feinde haben müsse. „Die Demokratie hat keine Feinde“ weiterlesen